Kind und Hund
Junge Familien mit kleinen Kindern sehnen sich überdurchschnittlich oft nach einem Hund und schaffen sich in einer unüberlegten Situation einen Welpen ihrer emotionalen Wahl an.
Das geht häufig schief. In der letzten Zeit habe ich zahllose Notrufe bekommen, dass der süße Welpe die kleinen Kinder „attackiert“, wobei der Welpe eigentlich nur spielerisch seine Grenzen ausgetestet hat. Viele eigentlich normale Situationen im Großwerden des Hundes eskalieren in den Familien zu schweren Familienkonflikten, weil man sich vorher wenig Gedanken darüber gemacht hat, wie anstrengend die Erziehung eines Welpens sein kann, wenn man schon von Kindern völlig vereinnahmt wird.
Natürlich ist es möglich, Kleinkinder und Hunde sehr gut zu vergesellschaften, was ich mit meinen Hunden und dem Kleinkind getan habe. Es erfordert aber sehr viel Wissen, Kraft und Anstrengung und ist für mich als Hundetrainerin ein tolles Unterfangen gewesen. Ich kann in dieser Weise sehr gerne beratend zur Seite stehen. (Rudelfoto mit Lano, als er klein war, dahin)

Mein grundsätzlicher Rat ist: Warten Sie bitte, bis Ihre Kinder aus dem Kleinkindalter heraus sind. Erst dann sind Kinder in der Lage, die Regeln, die ein Hund braucht, mitzutragen.

Auch danach ist die friedliche Ko-Existenz von Kind und Hund ein anstrengendes Unterfangen.
Kinder brauchen Grenzen, Hunde brauchen Grenzen und Erwachsene sind manchmal damit überfordert, sie zu stecken, einzufordern und vor allem durchzusetzen. Bitte bedenken Sie bei der Anschaffung eines Hundes, ob der Hund zum jetzigen Zeitpunkt wirklich passt oder nur von dem Alltag ablenken soll – was der schlechteste Grund für eine Anschaffung wäre und schiefgehen muss.
Kinderfreundlichkeit?
Es gibt keinen Hund, der per se kinderfreundlich ist. Es gibt sicher Hunde, die sich besser als andere eignen, aber es kommt immer auf den individuellen Charakter an und auf die Art und Weise der Erziehung und auf die angewandten Trainingsmethoden an.
Der Labrador stellt ein gutes Beispiel dar. Er gilt als der kinderfreundliche Hund schlechthin und wird daraufhin von Familien sehr häufig angeschafft. Diese Familien brauchen nach einiger Zeit sehr häufig meine Hilfe, weil der Hund zwar nach Aussage der Halter die Kinder liebt, ihnen aber ständig das Essen wegnimmt. Das Eis des Kindes ist für einen Labrador oder ähnlich verfressene Hunderassen leichte Beute. Kinder erschrecken sich, gerade weil der Hund ihnen ins Gesicht schnappt – natürlich lieb gemeint, so die Aussage der Hundehalter. In Wahrheit ist es ein respektloses Verhalten. Aufgrund des hohen Fresstriebes ist einem Labrador die Unart schwieriger abzugewöhnen, als anderen Hunderassen, die viel eher akzeptieren, dass das verboten ist. So gesehen ist ein Labrador nicht immer die beste Wahl für kleine Kinder.
Lassen Sie sich in jedem Fall ausführlich beraten, wenn Sie sich für einen Hund interessieren, der auch als Familienhund Freude bereiten soll.

Hund und Kind dürfen wirklich niemals, nicht mal eine Minute, unbeaufsichtigt sein!

Ist ein Hund angeschafft worden, muss Ihnen klar sein, dass Sie beide niemals unbeaufsichtigt lassen dürfen. Ein Hund, der sich in Ihrem Beisein dem Kind gegenüber respektvoll zeigt, muss das nicht tun, wenn Sie den Raum verlassen. Es gibt Hunde, die sich durch falsches Verhalten der Hundehalter in der Rangfolge über den Kindern sehen und meinen, sie an Ihrer Stelle dann zu erziehen. Das kann zu Schnappvorfällen kommen oder dazu, dass Kindern der Weg in ein Zimmer oder Bereich im Haus verwehrt wird. Es gibt auch Hütehunde, die ihren Instinkt an Kindern ausleben wollen.
Lassen Sie sich beraten, wie Sie vorgehen sollten und was ganz individuell bei Ihrem Hund und Ihren Kindern zu beachten ist, damit ein glückliches Leben mit Hund funktionieren kann.